Endstation Guantanamo

1903 pachtete die US-Regierung das Areal auf der Karibikinsel Kuba. Damals war der Präsident des Landes Amerikaner. Heute sind 4200 Soldaten und 1200 Zivilangestellte in Guantanamo Bay stationiert

Die Bush-Regierung entschied sich, vermeintliche Terroristen dort gefangen zu halten, weil das Gelände nicht als US-Territorium gilt und damit außerhalb der amerikanischen Rechtssprechung liegt

Innenansichten. Nach fast zwei Jahren haben sie noch keinen der Häftlinge angeklagt. Die Gefangenen haben noch nie einen Anwalt gesehen. Familienangehörige dürfen sie nicht besuchen

US Navy Captain Edmondson. Als Wärter einem Gefangenen während des Gebets seinen Turban vom Kopf rissen, brach ein Aufstand los. 45 Minuten lang warfen die Häftlinge Matratzen, Decken, Handtücher aus den Zellen, traten gegen die Gitter, schwer bewaffnete Marines umstellten das Lager. 194 der damals 300 Häftlinge begannen einen Hungerstreik
Ex-Gefangene berichten von Misshandlungen
Systematische Gewaltanwendung und regelmäßige Erniedrigungen: Drei frühere britische Häftlinge in Guantanamo Bay haben schwere Vorwürfe gegen das US-Militär erhoben
"Die Beschreibung ihrer Gefangenschaft ist von Anfang bis Ende eine Auflistung systematischer Gewalt, systematischer, perverser Versuche, Geständnisse zu erhalten, und von Verhören, ... deren Art und Weise von der internationalen Gemeinschaft geächtet wird", sagte der Anwalt der drei Briten. Ihre Vorwürfe erinnerten an Misshandlungen Gefangener durch US-Soldaten im Gefängnis Abu Ghraib im Irak. Die Briten moslemischen Glaubens waren im Jahr 2002 in Afghanistan gefangen genommen und in Guantanamo Bay inhaftiert wurden. Im März hatte das US-Militär die Briten freigelassen.
Nacktfotos von den Gefangenen
Dem Bericht zufolge wurden die Gefangenen wiederholt geschlagen und getreten, durch gleißendes Licht und ohrenbetäubende Musik am Schlafen gehindert. Sie seien im Analbereich auf schmerzhafte Weise untersucht worden, hätten in unbequemen Positionen verharren müssen und seien nackt fotografiert worden.
Erzwungene Geständnisse
Die drei Briten wurden nach eigenen Angaben zu falschen Geständnissen gezwungen. Einer von ihnen, Rhuhel Ahmed, sei von einem britischen Elitesoldaten befragt worden, während ein US-Soldat ihm eine Waffe an den Kopf gehalten habe. Bei der kleinsten Bewegung würden sie ihn erschießen, sollen die Soldaten gedroht haben. Die Gefangenen hätten daraufhin Verbindungen zu Al-Kaida oder terroristische Aktivitäten gestanden.
Nach Angaben der drei Briten haben Hunderte Häftlinge in Guantanamo Bay versucht, Selbstmord zu begehen, mindestens 100 seien psychisch krank. Die Drei seien selbst nicht sexuell belästigt worden, andere Gefangenen hingegen schon.
Szenen wie in Abu Ghraib
Die US-Regierung hat ähnliche Vorwürfe über Misshandlungen in Guantanamo Bay stets zurückgewiesen. Die britische Regierung hatte die USA um eine Untersuchung der Vorwürfe gebeten. Während der Besuche britischer Diplomaten in dem Gefängnis hätten die drei Briten keine Misshandlungen beklagt, erklärte die Regierung in London. Den Gefangenen zufolge hat einer der Diplomaten die Vorwürfe auf zwei Seiten zur Protokoll genommen.
Was die drei Briten beschreiben, ähnelt dem, was auf Fotos aus Abu Ghraib zu sehen ist. Darauf posierten US-Soldaten vor nackten irakischen Gefangenen. Zu den Soldaten gehört auch Lynndie England, die am Dienstag vor einem US-Militärgericht angehört wurde.
Noch 600 Häftlinge in Guantanamo Bay
Menschenrechtsgruppen hatten dem US-Militär schon früher vorgeworfen, solche Methoden auch in Guantanamo Bay anzuwenden, wo zurzeit wahrscheinlich 600 Gefangene einsitzen. Der Großteil der Häftlinge wird verdächtigt, das gestürzte radikal-islamische Taliban-Regime in Afghanistan oder die Al Kaida des Moslem-Extremisten Osama bin Laden unterstützt zu haben.
Andrew Cawthorne, Reuters

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Peace and out
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