Dokumentation: Pressestimmen zum UN-Gipfel in Tunis
Hamburg - Internationale Medien verfolgen den UN-Informationsgipfel in Tunis. Hier ein paar ausgewählte Pressestimmen:
Die unabhängige französische Tageszeitung «Le Monde» (Paris) schreibt: «Tunesien hat logischerweise darauf gehofft, von dem UN-Gipfel zur Informationsgesellschaft in seiner Hauptstadt Tunis profitieren zu können. Man wollte den etwa 20 Staatschefs, den 10 000 Teilnehmern und den internationalen Medien vorführen, wie ein kleines Land auch ohne Natur-Reichtümer dank seiner Beharrlichkeit mit den besser gestellten Ländern konkurrieren kann - als ein modernes Land, das die Informationstechnologien beherrscht und den Weg in die Zukunft gehen will. Das Bild von Tunesien, das jetzt immer klarer wird, zeigt ein anderes Gesicht. Nämlich das eines Polizeistaates, der Kritik nicht duldet, seine Gegner einsperrt, die Menschenrechte verhöhnt und die Presse knebelt.»
Die französische Regionalzeitung «Dernières Nouvelles d'Alsace» (Straßburg) schreibt: «Das Internet ist ein Geschenk Amerikas an die Welt und Europa meldet sich etwas spät zu Wort. Gewiss ist es kein selbstloses Geschenk, denn das weltweite Netz gehört zu den Pfeilern der neuen Wirtschaft, das Milliarden Dollar Gewinne bringt, abgesehen von der damit zusammenhängenden Produktion von Computern, Software und Modems. Dieser Reichtum ist zum größten Teil in amerikanischer Hand. Warum? Die Freiheit des Internets ist vom Konzept her uneuropäisch. Eine Dienstleistung für alle, ohne Verwaltung und Steuerpflicht, erscheint auf dieser Seite des Atlantiks unvorstellbar. Die Europäische Union kann ihre Verspätung nur aufholen, wenn sie etwas besseres bietet, also das Satelliten-Netz Galileo, das zur Konkurrenz des GPS-Systems werden soll.»
Die französische Wirtschaftszeitung «La Tribune»: «Einen Weltgipfel der Information ausgerechnet in Tunis zu organisieren ist schon ein starkes Stück. Die Angriffe auf französische und belgische Journalisten in der tunesischen Hauptstadt sind Zeichen unerträglicher Zustände in einem Land, wo das Informationsrecht missachtet wird. Dies gibt dieser Versammlung den Anschein einer Maskerade. Diesen Eindruck gewinnt man auf jeden Fall, wenn man das Spiel zwischen den großen Akteuren beobachtet, die von den UN eingeladen wurden. Auf der einen Seite stehen die Amerikaner mit ihrem Anspruch der Kontrolle des Internets und auf der anderen Seite die anderen mit einer Fülle guter Absichten zur Überwindung der so genannten Kluft im Netz.»
© dpa - Meldung vom 16.11.2005 12:12 Uhr